Feine Kunst des Aromatisierens: Profis mögen's einfach
Auguste Escoffier (1846-1935), genialer Chef und Küchenreformer, setzte auf simple Tricks mit großer Wirkung: Für sein legendäres Rührei im Londoner Savoy - und später im Pariser Ritz - spickte er Gabeln mit halbierten Knoblauchzehen und verquirlte damit Dotter und Eiweiß. Solche einfachen Tipps zum Aromatisieren klappen auch in der eigenen Küche.
Nichts geht ohne Klassiker - Aromaträger Öl
Hochwertige Speiseöle sind die Elfmeter der Küche - mit Torgarantie. Sorten mit viel Eigengeschmack, etwa aus Erdnüssen oder Sesam, aromatisieren Speisen bereits ohne Würzmittel. Öle nehmen aber auch fremde Aromen an, beispielsweise jene aus Kräutern, Samen und Früchten. Sie konservieren damit sogar ein bisschen Gefühl: Italienfans schalten bei Olivenöl mit Zitrone sofort in den Urlaubsmodus. Wer es selbst herstellen möchte, braucht lediglich gutes Olivenöl, zwei saubere Glasflaschen - oder zwei leere, geruchsneutrale Schraubgläser - und in Streifen abgezogene Zitronenschalen. Profis legen die Schalen ein paar Minuten in warmes Wasser, das entfernt Bitterstoffe. Danach bitte vorsichtig mittels Küchenkrepp trocken tupfen, ins Glasgefäß legen, mit Öl vollständig bedecken und gut verschließen. Die Mischung muss mindestens 24 Stunden lang bei Zimmertemperatur ruhen, gerne an einem sonnigen Plätzchen. Ist die Frist verstrichen, wird das Öl mittels Haarsieb in das zweite Gefäß abgefiltert. Solche hervorragenden Topping-Öle harmonieren beispielsweise mit reifen Avocados, reschen Baguettes oder kernigen Salaten aus Brot, Reis und Nudeln.
Mutige Kombinationen beleben die Sinne
Gewürznelken sind ein Paradebeispiel für verschenkte Feinspitz-Chancen: Kompott, Schnäpse und Süßes verfeinerte schon Oma mit ihrem unverwechselbaren Aroma, aber Pikantes? Wer seine Hühnersuppe gerne selbst kredenzt, sollte je nach Menge zwei bis drei Gewürznelken gleich zu Beginn mit allen anderen Zutaten zugeben und aufkochen. Ein Wort: sensationell. Falls Schmorgerichte aus dem Backofen dich zum Seufzen bringen: Halbierte Knoblauchzehen mit je einer Gewürznelke spicken und im Saft - ob Gemüse oder Braten - garen. Käsesauce und Käsefondue sind ebenfalls feine Kandidaten, um mit Gewürznelken ein Date zu vereinbaren: Einfach ein bis zwei Stück einstreuen und erhitzen - Dream-Team!
Trockene Angelegenheit? Von wegen!
Mit getrockneten Chilis aromatisiert man Salz oder Essig. Klar. Bei getrockneten Kräutern rümpfen manche die Nase. Dabei entfalten einige Kräuter ihr essenzielles Aromaprofil erst in diesem Zustand. Ein dufter Tipp: Kräuter aus Wildsammlungen - z.B. Griechischer Oregano - eignen sich hervorragend. Besonders die herben, schärferen Nuancen sind bei den wilden Naturkindern kräftig ausgeprägt. Nicht weniger clever sind getrocknete Früchte wie Marillen oder Feigen zum Aromatisieren von Essig: Auf einen Liter Essig, vorzugsweise Weißweinessig, kommen 20 Stück getrocknete Früchte, halbiert oder geviertelt. Die Mischung sollte an einem hellen, sonnigen Ort bei Zimmertemperatur zwei bis drei Wochen ziehen.
Aroma-Neuland erforschen
Alle Garküchen und Backstuben dieser Welt verwöhnen uns mit feinen Aromen - der Mensch hat schon immer gerne gut gegessen. Erlesene Schätze wie die Tonkabohne solltest du dir keinesfalls entgehen lassen: Sie vereint Vanille- und Zimtnoten zu einem samtigen Gaumenerlebnis mit Klasse! Dieser Geschmack öffnet Türen zu neuen Dessert-Dimensionen - versprochen. Es geht aber auch herb: Traditionelles Wissen greift beispielsweise nach Artischockenblätter, um Suppen und Saucen zu veredeln. Oder Umami, dieser unfassbare Geschmack aus Japan, sollte jeden Gaumen streicheln dürfen. Das geht ganz einfach: Mit den vielen Streugewürzen und Würzsaucen aus dem Handel und ein wenig Fingerspitzengefühl lässt sich jede Speise herzhaft "vollenden" - Umami eben.
Unser Tipp für alle kulinarischen Lebenslagen: Neugierig bleiben und Ausschau halten - der nächste Trend und die nächste wiederentdeckte Aromabombe kommen bestimmt.
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